Pressemeldung vom 16.07.2013
Oldies im Sonnenschein
Rallye Die 16. Auflage der Curbici Veterano bietet Vielfalt auf Rädern. Ein Cabrio der Marke Sachsenring und ein Indian-Motorrad sind die Tour-Schönsten.
Irgendetwas ist immer. Mal muss nach Stunden im Dauerregen an allen Ecken und Kanten gefettet werden. Dann braucht der Motor eine Pflegeeinheit. „Aber es läuft“, sagt Heinz-Jürgen Schunke. Der Lochauer hat die Langsamkeit für sich entdeckt und rollt mit seinem Opel P4 Spezial aus dem Jahr 1937 durch die Lande. 80 Kilometer pro Stunde Spitze würde der machen. So steht es in den Papieren. Doch Schunke möchte nicht rasen. Er will genießen und mit möglichst vielen Gleichgesinnten zusammenkommen.
Der Opel-Fahrer ist einer von 130 Oldtimerfreunden, die am Wochenende aktiv bei der 16. Auflage der Curbici Veterano dabei waren. Die Rallye hat sich zu einem Muss für Liebhaber alter Mobile entwickelt, ist Publikumsmagnet und immer wieder für Entdeckungen gut. Oldies im Sonnenschein sind eine Augenweide. Opel, Mercedes, Corvette. Dazu Ford-T-Mobile, von denen das älteste 1922 vom Band lief. Sachsenring, Barkas, Indian und Wanderer: Die Palette der Fahrzeuge ist bunt und kann sich des wachsamen Auges der Ordnungshüter sich sein. „Wir kommen seit Jahren hierher“, erzählt Andreas Steinke, der Beruf und Leidenschaft in Einklang gebracht hat. Im thüringischen Ilmenau tut er Dienst bei der Polizei. In Zörbig rollt er mit dem Lada 21011 im Volkspolizei-Design vor. Die Uniform sitzt. Steinke hat sie schon 1990 getragen und macht aus seinem Interesse an betagten Polizeikarossen keinen Hehl. Sein Lada ist Baujahr 1977 und bietet alles, was ein DDR-Einsatzfahrzeug ausmachte.
„Der fährt vorneweg“, bestätigt Kurt Lausch, einer der Organisatoren der Curbici Veterano. Nummern am Rallye-Schild? Fehlanzeige: Steinke bekommt das VP verpasst. Die Volkspolizei ist der Freund und Helfer.
„Lass sie machen.“ Heinz-Jürgen Schunke hat es sich hinter seinem Opel bequem gemacht. Das Reisegrammophon ist aufgezogen. „Aus der Jugendzeit.“ Der quakende Ton macht die Musik. Die Besucher sind zufrieden und staunen. Heinz Lohse zum Beispiel hat ein Gefährt ausgemacht, dass er aus seiner Jugend kennt, allerdings seit Jahrzehnten nicht mehr gesehen hat. Der Horch P 240 war ein Oberklassefahrzeug in der DDR. Bodo Schmidt aus Naundorf besitzt gleich zwei davon. Und was für welche. Vom P 240 in Kombiversion gab es lediglich sieben Stück. Der P 240 als Cabrio und Präsentationsfahrzeug wurde vier Mal angefertigt. Zwei davon laufen heute noch weltweit. Schmidt hat einen davon. Er weiß, dass das Fahrzeug Paraden der Nationalen Volksarmee lief, sein Vater das Auto Ende der Sechziger erworben hat und es in den Achtzigern verkaufte.
Über Umwege kam es zurück zum Naundorfer und ist heute ein Hingucker, der Preise einfährt. In Zörbig macht ihn die Expertenrunde um Günther Pilz, Otmar Kramer und Peter Mannitz zum schönsten Auto der Curbici Veterano. Den Pokal fürs Motorrad sichert sich Harald Arnecke, der seine Indian von 1926 aus Weckolsheim im Elsaß nach Zörbig steuerte.
Stillstand ist nicht, Räder müssen rollen. Das haben sich die Oldtimerfreunde zur Maxime gemacht. Gemeinsam geht es deshalb auf die große Schleife von Zörbig nach Gröbzig und zurück. Benzingesprächen folgt der Wettstreit am Sonntag. Auch Oldies müssen Wertungsprüfungen bestehen. „Ruhig.“ Heinz-Jürgen Schunke im Opel lässt sich nicht hetzen.
START AM ROTEN MEER
Die Curbici Veterano wurde vom Wahl-Zörbiger Hans-Peter Lohmann ins Leben gerufen. Der Oldtimerliebhaber wohnt mittlerweile nicht mehr in der Region. Mit seiner Idee, alte Fahrzeuge öffentlich zu präsentieren, legte er jedoch eine Punktlandung hin. Das erste Treffen fand am Roten Meer statt. Die Curbici Veterano hat bereits vor Jahren Abschied vom kleinen Platz in Zörbigs Mitte genommen und ist auf dem Schlossareal heimisch geworden.
Das Organisationskomitee ist ein loser Bund von Oldtimerfreunden. Im Herbst wird Bilanz gezogen und nach vorn geschaut. Jede Curbici Veterano soll ein echtes Highlight zum Ausflugsziel haben. „Das wird Jahr zu Jahr schwerer“, weiß Kurz Lausch, einer der Oldtimerfreunde.
Quelle: Mitteldeutsche Zeitung Anhalt-Bitterfeld, Ausgabe 16.07.2012, ZÖRBIG/MZ